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Direkthilfe für Valentinos Rückkehr auf Calais (Ostern 2016)

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Die Storys

Videos

Liebe Freunde, Bekannte und Familie

Montag, 6. Juni 2016

Wie ihr vielleicht noch mitbekommen habt, war ich über Ostern zwei Wochen in Calais. Der Frühling ist mittlerweile schon fast ganz dem Sommer gewichen und ich bin wieder vor Ort. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass ich mich der Sache auf unbestimmte Zeit verschrieben habe. Mein Studium ist vorläufig auf Eis gelegt; dies ist keineswegs eine Entscheidung gegen die Universität, sondern vielmehr eine Entscheidung für die dringend benötigte Hilfe in Calais. 

Allzeit bereit für Neuankömmlinge

Viele werden mir nun wahrscheinlich eine gewisse Naivität attestieren, einfach so meine „sichere“ Ausbildung aufs Spiel zu setzen. Für mich ist das jedoch ein Akt der Selbstverständlichkeit und der Verantwortung gegenüber allen Menschen, die nicht das „Glück“ haben, in Europa geboren zu sein und stattdessen ihr Leben aufs Spiel setzen müssen für eine würdigere Existenz.

Kurze Pause während der Arbeit

Mir ist es mehr und mehr unmöglich geworden in einer Bibliothek zu lernen, während ich auf Twitter live mitverfolge, wie Menschen auf der Flucht IN Europa sterben. Dies aus dem simplen Grund, dass dieses unsere Europa - Hort der Aufklärung, Wiege der Menschenrechte - seine Prinzipien egoistisch ignoriert und jedes Land nur an sich denkt. Vor knapp 30 Jahren hat Europa eine der grössten Mauern seiner Geschichte endlich zum Fall gebracht - nur um jetzt wieder neue Zäune zu bauen! Falls ich mal das Glück habe, selber eine Familie zu gründen, will ich meinen Enkeln erzählen können ich sei auf der richtigen Seite, auf der menschlichen Seite der Geschichte gestanden…

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Das Feuer vom 26. Mai 2016

Die Lage in Calais

Einen Tag vor meinem Geburtstag Ende Mai hat sich leider Tragisches im Camp ereignet. Wie in einem vorangegangenem Eintrag erwähnt, hat sich die Zerstörung von über der Hälfte des Camps extrem negativ auf das sowieso schon angespannte Zusammenleben ausgewirkt. Nun hat ein kleiner, alltäglicher Disput sich unglücklicherweise in eine wüste Auseinandersetzung zwischen den beiden grössten ansässigen Nationalitäten (Afghanen u. Sudanesen) entwickelt. Dabei wurden etliche Menschen verletzt und ein grosser Teil des Camps ist einem Feuer zum Opfer gefallen. Es war schockierend, diese hässliche und zerstörerische Seite des Jungles zu sehen! Während wir - eine Handvoll Volunteers -versuchten, noch mehr Verletzte und allenfalls Todesopfer zu vermeiden, indem wir die Hütten von Menschen evakuierten, haben uns die überforderten Ordnungshüter mit Tränengas eingedeckt… Die Feuerwehr griff auch erst ein, als sich die Brände dem Ende zu neigten. 

Dieses Ereignis zeigt auf wie komplex und kontrovers die ganze Situation ist; es gibt kein Schwarz auf Weiss und es gibt ganz sicher keine Universallösung. ABER die Menschen und ihre Not sind eine Realität der wir uns stellen müssen. Nicht nur in Calais, sondern in ganz Europa - denn diese Menschen kommen, ob wir das nun begrüssen oder nicht. Packen wir also die Chance und gehen wir GEMEINSAM und zuversichtlich der Zukunft entgegen.

In Liebe, Valentino

P.S. Inputs und Unterstützung jeglicher Art, die es mir erlauben, die Situation vor Ort zu verbessern, sind wie immer sehr willkommen!

Anwohner in einem aussichtslosen Kampf

Der Jungle ist tot - lang lebe der Jungle!

Mittwoch, 23. März 2016

Liebe Freunde und Familie

Seit Sonntagabend bin ich wieder in Calais, was ich zum grössten Teil euren Spenden zu verdanken habe! Wie ihr vielleicht aus den Medien mitbekommen habt, hat sich Vieles verändert seit ich im Januar den Jungle verlassen habe.

Die französische Regierung hat den grössten Teil des Camps wortwörtlich platt gemacht.

Dabei wurde auch mit roher Gewalt gegen Flüchtlinge und Freiwillige vorgegangen. Die Lage hat sich mittlerweile wieder „stabilisiert“. Jedoch leben die Menschen nun noch enger zusammen mit dem unschönen Nebeneffekt, dass vermehrt Spannungen auftreten. Trotz all der täglichen Belastung und Not ist und bleibt es ein wundersamer und äusserst menschlicher Ort voller Hoffnung und Zuversicht!

Momentan lebe ich selber im Camp bei meiner sudanesischen Familie (wir sind zu dritt in einem kleinen Hüttchen), da die Hostels ausgebucht sind und ich kein Geld unnötig für ein teures Hotel verschwenden will. Es ist überwältigend wie gastfreundlich diese Menschen sind. Obwohl sie seit Monaten und Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben sind und eigentlich nichts haben, haben sie mich ohne Wenn und Aber aufgenommen und teilen ALLES mit mir! Es ist mir fast unmöglich meine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen und in den Computer einzutippen.

Meine Aufgabe besteht wieder zu 100% in der Organisierung und Verteilung von Kleidern und Hygieneartikel im Camp. Einige Gesichter beim Anstehen sind (leider) immer noch die gleichen wie im Winter, andere sind neu. Es ist ein ständiger Zyklus, der in naher Zukunft sicherlich nicht enden wird. Wir Menschen in Europa müssen gemeinsam eine Lösung finden und diese Menschen nicht als anonyme Nummern in Statistiken und Kontigente behandeln! Es sind Menschen wie du und ich, mitsamt ihren Eigenheiten und Problemen. Zäune und Repressionen sind keine akzeptablen Lösungen.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei euch bedanken. Dank euch konnte ich wieder herkommen, dank euch konnte ich meine platten Autoreifen wieder flicken lassen und weiterfahren! Dank euch kann ich jeden Tag voller Elan Menschen helfen, die es am nötigsten haben! Ich wünsche euch wunderbare und fröhliche Ostern im Kreise euer Liebsten!

In Liebe euer Valentino

PS. Ich werde mich wieder melden.

Liebe Freunde und Familie

Freitag, 22. Januar 2016

Dies wird mein vorläufig letzter Eintrag sein. Ich bin nun wieder in Pisa am Studieren. Es ist eine extrem bizarre Situation, vom Stress im Jungle zum Stress an der Uni zu wechseln. Nach all diesen einschneidenden Eindrücken und Erlebnissen sitze ich zwar wieder in einer altehrwürdigen Bibliothek im Herzen Europas, bin aber trotzdem noch nicht ganz angekommen.

Über Ostern zurück nach Calais

Ich kann nicht oft genug sagen, wie gerührt und dankbar ich für eure Hilfe und Anteilnahme bin! Von Geldspenden bis aufmunternden, liebevollen SMS, ihr alle habt dazu beigetragen, dass ich Menschen in Not den Alltag ein kleines bisschen erleichtern konnte. Zusammen haben wir knapp 5'000 CHF (!) gesammelt. Davon habe ich 4'200 CHF direkt vor Ort investiert. Wie in den früheren Einträgen bereits erwähnt, konnte ich dann einspringen, wenn wir auf einen Engpass zusteuerten. Es ist mir bewusst, dass dies keineswegs die Lösung dieser komplexen und vielschichtigen (Flüchtlings-) Krise ist - nichtsdestotrotz muss man auch die Symptome bekämpfen, da sich sonst die Leben von Menschen auf der Flucht noch unerträglicher gestalten. Da dies eine kontinuierliche Aufgabe ist, plane ich mit dem restlichen Geld über Ostern nach Calais zurückzukehren. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Der mit der Armyhose bin ich :)

Die Arbeit im Lager hat mich sehr geprägt aber vor allem der persönliche Kontakt mit den Menschen vor Ort, seien es nun Flüchtlinge oder andere Freiwillige, war extrem bereichernd. Die tägliche, harte Arbeit ohne geregelte Arbeitsstunden und Wochenenden, gepaart mit dem mentalen Druck des Erlebten, schweisst zusammen. Und wenn du mal an allem zweifelst gibt es immer wieder Momente, die dich aufbauen und Kraft geben, den Weg voller Energie weiterzugehen. Zum Beispiel wenn dir ein älterer Ägypter von Willhelm Tell und seiner rechtmässigen Auflehnung gegenüber Gessler erzählt, während er in der Kälte ausharrt, um eine warme Jacke abzuholen; oder wenn dir ein sudanesischer Künstler ein Bild von deiner Arbeit malt.

Ich möchte mich hiermit noch speziell bei Micaela und Enea für die Hilfe und Koordination in Zürich bedanken.

 

In Liebe, Valentino

Was brauchen die Flüchtlinge?

Dienstag, 19. Januar 2016

Liebe Freunde und Familie

Dank euren Spenden konnte ich weitere Einkäufe im Wert von 3000 € tätigen!

Was brauchen die Flüchtlinge und wieso?

Da Sachspenden sehr unregelmässig und leider oftmals unbrauchbar sind (Highheels, Golfschuhe, allgemein defekte Kleider etc.) müssen wir immer wieder die lokalen Läden plündern, um die Campbewohner mit dem Nötigsten zu versorgen.

Die Menschen im Jungle brauchen aber nicht nur Kleider, sondern auch Nahrung und Hygieneartikel. Es sind kleine Sachen, zu denen wir leichten Zugang haben, die oftmals im Alltag des Jungles fehlen.  So beschloss ich, mit eurer Hilfe, unseren Hygiene- und Küchenabteilungen ein bisschen Luft zu verschaffen und füllte meinen Kofferraum zweimal mit Einwegrasierer, Shampoo, Deo, Thunfisch, Kichererbsen etc. sehr zur Freude der jeweils verantwortlichen Personen. Dieser Einkauf wird ihnen die Planung der nächsten Woche enorm erleichtern. Man muss sich vorstellen, allein unsere Küche liefert jeden Tag warme Mahlzeiten für über 2000 Personen plus einzelne Nahrungsrationen.

Bei diesen harten Wetterverhältnissen musste ich jedoch das meiste Geld wieder in Schuhe investieren; dies bleibt bis auf weiteres unsere Achillessehne. 

Ich verabschiede mich von euch in tiefster Dankbarkeit!

In Liebe, Valentino

 PS. Die Zwangsumsiedlungen innerhalb des Jungle gehen glücklicherweise (für den Moment) friedlich über die Bühne.

Eine Nacht im Jungle

Donnerstag, 14. Januar 2016

Gestern wurde ich von meinen sudanesischen Freunden Ali und Abdel eingeladen. 

Ali hilft uns bei der Verteilung der Kleider, während Abdel der Chefkoch der kleinen sudanesischen Gemeinschaftsküche ist. 

Abdel bereitete uns ein köstliches sudanesisches Gericht zu: Assida besteht aus Mehl und einer Sauce aus Zwiebeln, Tomaten und Thunfisch, dazu gab es klassisches Fladenbrot und Tee. 

Die Dia-Show

Nach dem reichhaltigen Essen in der kleinen Hütte der beiden wollte ich ihnen auch etwas über mich erzählen und zückte meinen Laptop um meine Geschichten mit Fotos der Schweiz sowie von Freunden und Familie zu untermalen. Neben Ali, Abdel und mir zwängte sich noch eine ganze Reihe anderer Jungs aus dem Sudan in die Hütte, um gespannt und voller Neugier vom Leben eines „normalen“ Westeuropäers zu lauschen. 

Ein Foto löste dabei besonderes Interesse und Hoffnung bei den Anwesenden aus; es war weder ein Foto einer europäischen Stadt wie Zürich noch das Abbild westlicher Luxusgüter (Autos, gute Kleider etc.), es war ganz einfach das Foto der Küche meiner Mama. Einstimmig erklärten sie mir, genau das sei ihr Traum: ein sicheres Zuhause zu haben und ein normales Leben zu führen. 

Mir stockte der Atem als ich in diese z.T. blutjungen Augen voller Hoffnung schaute und ihrer entwaffnenden Ehrlichkeit gegenüber sass. 

Es führte mir einmal mehr vor Augen, was für einen Irrwitz sich hier in Europa abspielt:
All diese Zäune und Polizisten, nur um einem Menschen wie dir und mir den Zutritt zu verwehren!

Während ich die Fähre von Calais (FR) nach Dover (UK) für 20€ nehme, marschieren diese Menschen jede Nacht zwei Stunden hin und zurück, um unter Lebensgefahr auf einen Zug oder Lastwagen aufzuspringen; was fast immer in einem Misserfolg endet zuzüglich der standardmässigen Tränengas- und Knüppel-„Behandlung“.

Gegen Mitternacht, nach einer Fülle von ernsten sowie heiteren Gesprächen über das Leben mit all seinen Facetten legten wir uns schlafen. Ali und Abdel schliefen von Kopf bis Fuss eingepackt in Decken schnell ein, während ich noch eine Weile lang in Gedanken versunken über all diese Menschen hier sinnierte, bis mich schliesslich auch die Müdigkeit überkam und ich erschöpft einschlief...

In Liebe, Valentino

Bartpflege à la Kabul

Mittwoch, 13. Januar 2016

Auch im stressigsten Alltag sollte die persönliche Körperpflege nicht auf der Strecke bleiben!

Im Afghanistan-Part ist man gut aufgehoben, wenn es um das Stutzen der Gesichtsbehaarung geht: Stuhl, Friseur-Umhang, Rasierklinge, fertig.

Liebe Grüsse, Valentino

Der gerettete Shoesday in Calais

Dienstag, 12. Januar 2016

Liebe Freunde und Familie,

Ich bin zutiefst erschüttert - im positiven Sinn! Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, so viel Mitgefühl und Unterstützung auslösen zu können. 

Knapp einen Monat arbeite ich nun in Nordfrankreich an einem Ort, der ein Spiegelbild von so viel Leid und Elend - zugleich aber auch von so viel Hoffnung, Freude und Liebe ist. 

Jeden Tag leite ich Kleiderlieferungen in verschiedenen Teilen des sogenannten „Jungle“. Dabei treffe ich auf die unterschiedlichsten Menschen aus allen Herren Länder wie Afghanistan, Sudan, Syrien, Ägypten, Pakistan und viele viele mehr; alle mit dem Traum hier im Westen ein sicheres und besseres Leben anzufangen…

Was hat nun euer sofortiger Einsatz bereits bewirkt?

Dank euren zahlreichen Spenden konnten wir den traditionellen Tuesday, besser bekannt als „Shoesday“, über die Bühne bringen!

Feste, wasserdichte Schuhe sind im Camp benötigte Mangelware, vor allem bei den aktuellen Wetterverhältnissen.  Jeder, der schon einmal nach starkem Regen mit nassen Socken unterwegs war weiss, wie unangenehm und kalt einem wird. Deswegen sind das extrem wichtige Einkäufe und der "Shoesday" ein jeweils lang ersehnter Tag hier in Calais.

Ohne euch hätten wir nie alle „Distribution Points“ mit einer anständigen Anzahl Schuhe ausstatten können - dennoch musste ich die meisten (!) auf den nächsten „Shoesday“ vertrösten. 

Hier seht ihr 1:1 euer Geld; das sind Schuhe im Wert von 900€ davon habt ihr 500€ übernommen! Dafür danke ich euch von ganzem Herzen und auch im Namen aller Campbewohner!

In Liebe, Valentino

„You put your heart on hold really.. and never ever cry or feel sad, ‚cause nobody is sad here, really.. They are! But everybody keeps that down.
Because it’s about hope, this.. This is about hope. This is about possibility."
- from Calais Kitchens Film 01
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